Sonntag, 2. Dezember 2012

Wissenswertes über Brüheim







Bundesland       :  Thüringen
Landkreis          :  Gotha
Geokoordinaten:  51.0.14 N – 10.35.4
Höhe                 :  260 m ü. NN
Fläche               :  7,45 km²
 Einwohner        :   530


Karte von Brüheim

 


In den Geschichtsbüchern schreibt man: Brüheim grenzt gegen Morgen an Wangenheim und Eberstädt, gegen Mittag an Sonneborn, gegen Abend an Friedrichswerth, gegen Mitternacht an Oesterbehringen und Tüngeda.
Die Gemeinde zählt ca. 530 Einwohner, wobei hier entgegen dem allgemeinen Trend keinen Bevölkerungsrückgang, eher Zugang, zu verzeichnen ist.
Neben kleinen Gewerbebetrieben, wie Bäcker oder Schuhmacher, ist die Landwirtschaft seit jeher der vorherrschende Erwerbszweig, da der umliegende Boden sehr fruchtbar ist. Von großer Bedeutung war in vergangener Zeit zum Beispiel die Zucht von Kaltblut- Pferden auf dem Schafhof, was noch auf dem Volkseigenen Gut fortgesetzt wurde.
Der Ortsname könnte sich aus dem Wort „Bruchwiese“ ableiten, was soviel wie sumpfige Wiese bedeutet. Erstmals 973 erwähnt, anhand einer Kaiserurkunde durch den Tausch des Ortes an das Kloster Fulda, ist Brüheim zweifellos älter.
Die früheste Besiedlung fällt, wie im gesamten mittleren Nessetal, in die Jungsteinzeit. Steinwerkzeuge und bandkeramische Gefäße zählen zu den Funden, die dies belegen.
Die weit über den Erdball verstreute Familie der Freiherren von Wangenheim haben einige ihrer Wurzeln auch in Brüheim.
Eng mit dieser Familie verbunden ist der, nun zum kulturellen Mittelpunkt des Ortes gewordene, Edelhof. In den Jahren 2008 bis zur Fertigstellung des Torhauses 2010 wurde das Areal grundhaft saniert.


Im großen Wohnhaus befinden sich vermietete Wohnungen, die Ortsbibliothek und die FFw Brüheim mit dem Feuerwehrverein. Im Torhaus hat der Geschichts- und Heimatverein sein neues Domizil, wo in der oberen Etage Ausstellungen zur Geschichte des Ortes zu sehen sind.
Das Kaminzimmer im Torhaus oder den Vereinsraum der Feuerwehr können für Familienfeiern oder Ähnliches gemietet werden.
    
       
  

Edelhof (Fotos von peterrost.de )


Neben dem Edelhof steht die Kirche St.Vitus. Der im Eigentum der Gemeinde befindliche Kirchturm wurde um 1726 errichtet, das Kirchenschiff etwa ein Jahrhundert später. Ein Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert ist im Inneren des Kirchgebäudes zu sehen. 
St. Vitus ist auch eine Anlaufstation der VIA PORTA , dem ökumenische Pilgerweg zwischen den Klöstern Volkenroda und Waldsassen. Er beginnt in Volkenroda ( unweit Mühlhausen / Thüringen ), direkt am Kloster der evangelischen Jesusbruderschaft mit seinem berühmten Christus-Pavillon und führt in 18 Etappen über eine Gesamtlänge von mehr als 300 km zur katholischen Zisterzienserinnenabtei ins bayerische Waldsassen.

   
Kirche St.Vitus in Brüheim

Die 3. Etappe von Behringen nach Neufrankenroda führt durch Brüheim. Erkennungsmerkmal ist das Pilgerschild. Den Verlauf der Etappen kann man hier recherchieren: http://www.viaporta.de
 



Am südlichen Ortsrand und unweit des Edelhofes steht die „Käseburg“, ein spätromanischer Wohnturm. Dieser zählte zum Gut Steinhof, einem Hofkomplex, dessen Umrisse man heute nur noch erahnen kann. Die Bezeichnung „Käseburg“ stammt daher, dass das Kellergewölbe ab 1879 zur Käselagerung und -reifung genutzt wurde.


Blick auf die sanierte Mauer und Eingangstür zum Steinhof
 (Fotos von peterrost.de )


Turm der Burg Käseberg (2003)  
        
 

 Käseburg

Zum Gut Steinhof gehört auch ein noch erhaltenes Wohnhaus in dem von 1792 bis 1806 der Musiker und Instrumentenbauer Adam Heinrich Ludwig Wenk wirkte. Sein bedeutendstes Werk ist die technische Vervollkommnung der Glasharmonika.

 Glasharmonika (Stiftung Friedenstein Gotha © Lutz Ebhardt)

Glasharmonika
In der 1796 in Gotha erschienenen Beschreibung »Gotha und die umliegende Gegend« erwähnte Albert Klebe eine Glasharmonika: »Herr Secretair Wenk in Brüheim, einem zwey Stunden von Gotha entlegenen Dorfe, verfertigt Harmonikas, welche sowohl in Ansehung des Tones, als auch in der Bauart des Gehäuses, alle bis jetzt bekannte Instrumente dieser Art übertreffen. Der Kasten oder das Gehäuse ist von Mahagonyholz mit antikem Gestelle und hat die Gestalt eines kleinen Fortepiano. Die Glaskugel besteht aus 46 Schaalen, welche im Tonsprengel vom eingestrichenen c bis zum dreygestrichenen a gehen. Das Schwungrad durch welches der Kegel in Bewegung gesetzt wird, ist innwendig im Kasten verdeckt und läuft horizontal. Besonders ist die Harmonika durch eine eigne Erfindung des Hrn. Wenk zur höchsten Vollkommenheit gebracht worden, indem er ein zweytes Instrument, ein Pedal mit derselben vereinigt […] Dies Instrument bildet ein längliches Viereck, wird auf den Fußboden gelegt und die Harmonika oben darauf gestellt. Es hat einen Resonanzboden und ist mit übersponnenen Drathsaiten bezogen, die durch Hämmer von weichem Leder, wie auf dem Fortepiano angeschlagen werden. Zur linken Hand ist die Claviatur oder die Tasten, so wie das Pedal einer Orgel, mit welchen die Hämmer in Verbindung stehen, und mit dem linken Fuße mit der Harmonika zugleich gespielt werden. Die Töne des Pedals sind so sanft, daß sie sich mit den schmelzenden Tönen der Harmonika auf das angenehmste vereinigen. Eine genaue Abbildung der Harmonika mit Pedal findet man im Journal für Fabriken und Manufacturen, Leipzig bei Voß und Compag. 1796. Der Preis einer Harmonika ohne Pedal ist 400 Thaler, den Ld’or zu 5 Rthl., mit Pedal von Mahagonyholz 550 Rthl. Mit Pedal von gebeiztem Holze 500 Rthl. Eben dieser Künstler verfertigt auch Fortepianos von vorzüglicher Güte.« Unser Instrument hat 44 Glasschalen im Umfang c bis g3, ist also um zwei Töne kleiner als das beschriebene. Die Schalen bestehen aus hellgrünem Glas, wobei die Halbtöne (die den schwarzen »Obertasten« des Klaviers entsprechen) durch Randvergoldung gekennzeichnet sind. Bandintarsien im englischen Stil zieren das Mahagoniholz von Gestell und Gehäuse. Im Vergleich zu den sonst bekannt gewordenen Typen der Glasharmonika weist dieses Modell ein liegendes Schwungrad auf (was den Antrieb allerdings etwas komplizierter macht). Mit dessen Hilfe wird die horizontal liegende Achse mit den aufgesteckten, chromatisch angeordneten Glasschalen in Rotation versetzt. Die sich drehenden Glasschalen können nun mit wasserbefeuchteten Fingerspitzen angestrichen und so zum Schwingen gebracht werden. Ein gleichartiges Instrument ist im Musikinstrumenten-Museum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin erhalten. Die Erfindung der Glasharmonika, »armonica« genannt, wird Benjamin Franklin für das Jahr 1762 zugeschrieben. Um 1757 begegnete er in London den »musical glasses«, Glasspielen mit von wasserbenetzten Fingerspitzen angestrichenen, unterschiedlich großen Glasschalen. Deren Vorbild war die »angelick organ« mit Trinkgläsern des Iren Richard Puckeridge. Der Komponist Christoph Willibald Gluck z.B. konzertierte 1746 auf solchen Instrumenten in London. Franklin mechanisierte um 1762 das Instrument zur leichteren Spielbarkeit, indem er die Glasschalen vertikal auf eine drehbare Achse montierte. Die Londoner Virtuosin Marianne Davies konzertierte mit diesem Instrument ab 1765 auf dem europäischen Kontinent und machte es dort bekannt. Von Johann Adolf Hasse (1699-1783) ist die früheste »kontinentale « Komposition für Glasharmonika überliefert; andere Komponisten - Naumann, Schulz, Reichardt, Mozart, Beethoven - folgten. Wolfgang Amadeus Mozart schrieb 1791 für die blinde Virtuosin Marianne Kirchgeßner ein Adagio für Glasharmonika solo sowie ein Quintett mit Flöte, Oboe, Bratsche und Violoncello. Die Glasharmonika als ein beliebtes Instrument im Zeitalter der Empfindsamkeit fand ein Echo auch in der Literatur - so z.B. bei Goethe, Schiller und Jean Paul. Später, um 1830, wurde die Glasharmonika wegen ihres durchdringenden sphärischen Klanges als nervenschädigend für die Spieler und Zuhörer empfunden und kaum mehr gespielt. Nur Gaetano Donizetti verwendete das Instrument dann noch in seiner Oper »Lucia di Lammermoor« (1835) - für die Arie der wahnsinnig gewordenen Titelheldin. [Wolfgang Wenke]
weitere Literatur:Wolfgang Wenke: Exponat des Jahres. Glasharmonika, in: Gothaisches Museums-Jahrbuch 2006, Weimar 2005.
Außer Wenk hat Brüheim noch weitere berühmte Söhne hervorgebracht: Instrumentenbauer Gliem, Buchverleger Keil sowie Philosoph und Schachmeister Göring.
Für die Kinder bietet Brüheim einen neuen Spielplatz mit großer Hangrutsche und für Jugendliche einen Skaterplatz.
Gemeinsam mit den Vereinen im Ort wird mit zahlreichen Veranstaltungen für ein vielfältiges Angebot für die Einwohnerinnen und Einwohner auch über die Gemeindegrenzen hinaus gesorgt. Ob Kunst, Geschichte oder Musik, für jeden ist etwas dabei.

 

Wappen

 

Von Grün und Rot geteilt durch einen schrägrechten Wellenbalken; oben zwei goldene Ähren; unten ein silberner Turm mit schwarzen Fenster und Türöffnungen, dem links ein silbernes Nebengebäude mit je einer schwarzen Tür und Fensteröffnung angelehnt ist.
Der gewellte Schrägbalken steht für die Lage des Ortes an der Nesse, die zwei Ähren für den vorherrschenden Erwerbszweig, die Landwirtschaft. Die mittelalterliche Burg verweist auf ein das Ortsbild prägendes ehemaliges Rittergutsgebäude, das auch als Käseburg in der Region bekannt ist. Die Ritter von Brüheim waren im Mittelalter Dienstleute der Landgrafen von Thüringen.
Die Flagge ist weiß-rot gestreift und trägt mittig das Gemeindewappen.
Der Gemeinde wurden am 30. Juni 2009 das Wappen und die Flagge genehmigt. Der Brüheimer Erhard Neumann hat das Wappen und die Flagge entworfen.


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Brüheimer Gefallenendenkmal


Vor der Kirche, durch einen kleinen Zaun abgetrennt, findet man drei Findlinge mit Gedenktafeln. 
Auf dem größten ist die Tafel mit den Namen für die Gefallenen des 1.WK´s und eine Gedenkplatte für die Gefallenen des 2.WK´s. 
Auf dem linken und rechten Findling sind je eine Platte mit den Namen der Toten des 2.WK´s.


 
 
Inschriften:
1.WK: Ihren im Weltkrieg gefallenen Brüdern 1914 – 1918 
zum Gedächtnis die Gemeinde Brüheim

2.WK:
Findling: Unseren Gefallenen des II. Weltkrieges 1939 – 1945 
zum ewigen Gedenken

Unseren Toten von 1939 - 1945

Quarantänelager: Zum Gedenken an die Verstorbenen im Quarantänelager Brüheim 
1946 - 1947 



 Auf dem Friedhof findet man das Familiengrab (Mäder) und die Grabanlage für die Gestorbenen des Quarantänelagers.

 

 
Beitrag von: Katja Kürschner
Foto © 2011 Katja Kürschner
 (Quelle: http://denkmalprojekt.org/2012/brueheim_lk-gotha_wk1_wk2_thuer.html)




 File:Brüheim Wangenheim Gräber.JPG
Brüheim, Gräber der von Wangenheims









2 Kommentare:

  1. Ich heiße Brüheim. Meine Vorfahren stammen aus Kleinrudestedt und ich würde gern nachforschen was unser Familienname mit dem Ort Brüheim verbindet. ginko.abk@freenet.de

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  2. Aus Feldpost habe ich erfahren, dass mein Großvater am 15. Januar 1945 im Pfarrhaus Brüheim untergebracht gewesen sei und von der Pfarrersfamilie Wittenmeier verköstigt wurde. Kann mir jemand etwas für diese Zeit und Situation sagen? Vielen Dank, Christian Fingerle FingerleCH@LDSchurch.org

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