Bundesland : Thüringen
Landkreis : Gotha
Höhe : | 260 m ü. NN |
Fläche : | 7,45 km² |
In den Geschichtsbüchern schreibt man: Brüheim
grenzt gegen Morgen an Wangenheim und Eberstädt, gegen Mittag an
Sonneborn, gegen Abend an Friedrichswerth, gegen Mitternacht an
Oesterbehringen und Tüngeda.
Die Gemeinde
zählt ca. 530 Einwohner, wobei hier entgegen dem allgemeinen Trend keinen
Bevölkerungsrückgang, eher Zugang, zu verzeichnen ist.
Neben kleinen Gewerbebetrieben, wie Bäcker oder Schuhmacher,
ist die Landwirtschaft seit jeher der vorherrschende Erwerbszweig, da der
umliegende Boden sehr fruchtbar ist. Von großer Bedeutung war in vergangener Zeit zum Beispiel die Zucht
von Kaltblut- Pferden auf dem Schafhof, was noch auf dem Volkseigenen Gut
fortgesetzt wurde.
Der Ortsname könnte sich aus dem Wort „Bruchwiese“ ableiten,
was soviel wie sumpfige Wiese bedeutet. Erstmals 973 erwähnt, anhand einer
Kaiserurkunde durch den Tausch des Ortes an das Kloster Fulda, ist Brüheim
zweifellos älter.
Die früheste Besiedlung fällt, wie im gesamten mittleren
Nessetal, in die Jungsteinzeit. Steinwerkzeuge und bandkeramische Gefäße zählen
zu den Funden, die dies belegen.
Die weit über den Erdball verstreute Familie der Freiherren
von Wangenheim haben einige ihrer Wurzeln auch in Brüheim.
Eng mit dieser
Familie verbunden ist der, nun zum kulturellen Mittelpunkt des Ortes gewordene,
Edelhof. In den Jahren 2008 bis zur Fertigstellung des Torhauses 2010 wurde das
Areal grundhaft saniert.
Im großen Wohnhaus befinden sich vermietete Wohnungen,
die Ortsbibliothek und die FFw Brüheim mit dem Feuerwehrverein. Im Torhaus hat
der Geschichts- und Heimatverein sein neues Domizil, wo in der oberen Etage
Ausstellungen zur Geschichte des Ortes zu sehen sind.
Das Kaminzimmer im Torhaus oder den Vereinsraum der
Feuerwehr können für Familienfeiern oder Ähnliches gemietet werden.
Edelhof (Fotos von peterrost.de )
Neben dem Edelhof steht die Kirche St.Vitus. Der im
Eigentum der Gemeinde befindliche Kirchturm wurde um 1726 errichtet, das
Kirchenschiff etwa ein Jahrhundert später. Ein Taufbecken aus dem 13.
Jahrhundert ist im Inneren des Kirchgebäudes zu sehen.
St. Vitus ist auch eine Anlaufstation der VIA PORTA , dem ökumenische Pilgerweg zwischen den Klöstern Volkenroda und
Waldsassen. Er beginnt in Volkenroda ( unweit Mühlhausen / Thüringen ), direkt am
Kloster der evangelischen Jesusbruderschaft mit seinem berühmten
Christus-Pavillon und führt in 18 Etappen über eine Gesamtlänge von mehr als 300 km zur katholischen Zisterzienserinnenabtei ins bayerische Waldsassen.
Kirche St.Vitus in Brüheim
Die 3. Etappe von Behringen nach Neufrankenroda führt durch Brüheim. Erkennungsmerkmal ist das Pilgerschild. Den Verlauf der Etappen kann man hier recherchieren: http://www.viaporta.de
Am südlichen Ortsrand und unweit des Edelhofes steht die
„Käseburg“, ein spätromanischer Wohnturm. Dieser zählte zum Gut Steinhof, einem
Hofkomplex, dessen Umrisse man heute nur noch erahnen kann. Die Bezeichnung
„Käseburg“ stammt daher, dass das Kellergewölbe ab 1879 zur Käselagerung und
-reifung genutzt wurde.
Blick auf die sanierte Mauer und Eingangstür zum Steinhof
(Fotos von peterrost.de )
(Fotos von peterrost.de )
Käseburg
Zum Gut Steinhof gehört auch ein noch erhaltenes Wohnhaus in dem von 1792 bis 1806 der Musiker und Instrumentenbauer Adam Heinrich Ludwig Wenk wirkte. Sein bedeutendstes Werk ist die technische Vervollkommnung der Glasharmonika.
Glasharmonika
In
der 1796 in Gotha erschienenen Beschreibung »Gotha und die umliegende
Gegend« erwähnte Albert Klebe eine Glasharmonika: »Herr Secretair Wenk
in Brüheim, einem zwey Stunden von Gotha entlegenen Dorfe, verfertigt
Harmonikas, welche sowohl in Ansehung des Tones, als auch in der Bauart
des Gehäuses, alle bis jetzt bekannte Instrumente dieser Art
übertreffen. Der Kasten oder das Gehäuse ist von Mahagonyholz mit
antikem Gestelle und hat die Gestalt eines kleinen Fortepiano. Die
Glaskugel besteht aus 46 Schaalen, welche im Tonsprengel vom
eingestrichenen c bis zum dreygestrichenen a gehen. Das Schwungrad durch
welches der Kegel in Bewegung gesetzt wird, ist innwendig im Kasten
verdeckt und läuft horizontal. Besonders ist die Harmonika durch eine
eigne Erfindung des Hrn. Wenk zur höchsten Vollkommenheit gebracht
worden, indem er ein zweytes Instrument, ein Pedal mit derselben
vereinigt […] Dies Instrument bildet ein längliches Viereck, wird auf
den Fußboden gelegt und die Harmonika oben darauf gestellt. Es hat einen
Resonanzboden und ist mit übersponnenen Drathsaiten bezogen, die durch
Hämmer von weichem Leder, wie auf dem Fortepiano angeschlagen werden.
Zur linken Hand ist die Claviatur oder die Tasten, so wie das Pedal
einer Orgel, mit welchen die Hämmer in Verbindung stehen, und mit dem
linken Fuße mit der Harmonika zugleich gespielt werden. Die Töne des
Pedals sind so sanft, daß sie sich mit den schmelzenden Tönen der
Harmonika auf das angenehmste vereinigen. Eine genaue Abbildung der
Harmonika mit Pedal findet man im Journal für Fabriken und Manufacturen,
Leipzig bei Voß und Compag. 1796. Der Preis einer Harmonika ohne Pedal
ist 400 Thaler, den Ld’or zu 5 Rthl., mit Pedal von Mahagonyholz 550
Rthl. Mit Pedal von gebeiztem Holze 500 Rthl. Eben dieser Künstler
verfertigt auch Fortepianos von vorzüglicher Güte.« Unser Instrument hat
44 Glasschalen im Umfang c bis g3, ist also um zwei Töne kleiner als
das beschriebene. Die Schalen bestehen aus hellgrünem Glas, wobei die
Halbtöne (die den schwarzen »Obertasten« des Klaviers entsprechen) durch
Randvergoldung gekennzeichnet sind. Bandintarsien im englischen Stil
zieren das Mahagoniholz von Gestell und Gehäuse. Im Vergleich zu den
sonst bekannt gewordenen Typen der Glasharmonika weist dieses Modell ein
liegendes Schwungrad auf (was den Antrieb allerdings etwas
komplizierter macht). Mit dessen Hilfe wird die horizontal liegende
Achse mit den aufgesteckten, chromatisch angeordneten Glasschalen in
Rotation versetzt. Die sich drehenden Glasschalen können nun mit
wasserbefeuchteten Fingerspitzen angestrichen und so zum Schwingen
gebracht werden. Ein gleichartiges Instrument ist im
Musikinstrumenten-Museum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin
erhalten. Die Erfindung der Glasharmonika, »armonica« genannt, wird
Benjamin Franklin für das Jahr 1762 zugeschrieben. Um 1757 begegnete er
in London den »musical glasses«, Glasspielen mit von wasserbenetzten
Fingerspitzen angestrichenen, unterschiedlich großen Glasschalen. Deren
Vorbild war die »angelick organ« mit Trinkgläsern des Iren Richard
Puckeridge. Der Komponist Christoph Willibald Gluck z.B. konzertierte
1746 auf solchen Instrumenten in London. Franklin mechanisierte um 1762
das Instrument zur leichteren Spielbarkeit, indem er die Glasschalen
vertikal auf eine drehbare Achse montierte. Die Londoner Virtuosin
Marianne Davies konzertierte mit diesem Instrument ab 1765 auf dem
europäischen Kontinent und machte es dort bekannt. Von Johann Adolf
Hasse (1699-1783) ist die früheste »kontinentale « Komposition für
Glasharmonika überliefert; andere Komponisten - Naumann, Schulz,
Reichardt, Mozart, Beethoven - folgten. Wolfgang Amadeus Mozart schrieb
1791 für die blinde Virtuosin Marianne Kirchgeßner ein Adagio für
Glasharmonika solo sowie ein Quintett mit Flöte, Oboe, Bratsche und
Violoncello. Die Glasharmonika als ein beliebtes Instrument im Zeitalter
der Empfindsamkeit fand ein Echo auch in der Literatur - so z.B. bei
Goethe, Schiller und Jean Paul. Später, um 1830, wurde die Glasharmonika
wegen ihres durchdringenden sphärischen Klanges als nervenschädigend
für die Spieler und Zuhörer empfunden und kaum mehr gespielt. Nur
Gaetano Donizetti verwendete das Instrument dann noch in seiner Oper
»Lucia di Lammermoor« (1835) - für die Arie der wahnsinnig gewordenen
Titelheldin. [Wolfgang Wenke]
weitere Literatur:Wolfgang Wenke: Exponat des Jahres. Glasharmonika, in: Gothaisches Museums-Jahrbuch 2006, Weimar 2005.
weitere Literatur:Wolfgang Wenke: Exponat des Jahres. Glasharmonika, in: Gothaisches Museums-Jahrbuch 2006, Weimar 2005.
Außer Wenk hat Brüheim noch weitere berühmte Söhne
hervorgebracht: Instrumentenbauer Gliem, Buchverleger
Keil sowie Philosoph und Schachmeister Göring.
Für die Kinder bietet Brüheim einen neuen Spielplatz mit
großer Hangrutsche und für Jugendliche einen Skaterplatz.
Gemeinsam mit den Vereinen im Ort wird mit zahlreichen Veranstaltungen
für ein vielfältiges Angebot für die Einwohnerinnen und Einwohner auch über die
Gemeindegrenzen hinaus gesorgt. Ob Kunst, Geschichte oder Musik, für jeden ist
etwas dabei.Wappen
Von Grün und Rot geteilt durch einen schrägrechten Wellenbalken; oben zwei goldene Ähren; unten ein silberner Turm mit schwarzen Fenster und Türöffnungen, dem links ein silbernes Nebengebäude mit je einer schwarzen Tür und Fensteröffnung angelehnt ist.
Der gewellte Schrägbalken steht für die Lage des Ortes an der Nesse, die zwei Ähren für den vorherrschenden Erwerbszweig, die Landwirtschaft. Die mittelalterliche Burg verweist auf ein das Ortsbild prägendes ehemaliges Rittergutsgebäude, das auch als Käseburg in der Region bekannt ist. Die Ritter von Brüheim waren im Mittelalter Dienstleute der Landgrafen von Thüringen.
Die Flagge ist weiß-rot gestreift und trägt mittig das Gemeindewappen.
Der Gemeinde wurden am 30. Juni 2009 das Wappen und die Flagge genehmigt. Der Brüheimer Erhard Neumann hat das Wappen und die Flagge entworfen.
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Brüheimer Gefallenendenkmal
Vor der Kirche, durch einen kleinen Zaun abgetrennt, findet man drei
Findlinge mit Gedenktafeln.
Auf dem größten ist die Tafel mit den Namen
für die Gefallenen des 1.WK´s und eine Gedenkplatte für die Gefallenen
des 2.WK´s.
Auf dem linken und rechten Findling sind je eine Platte mit
den Namen der Toten des 2.WK´s.
Inschriften:
1.WK: Ihren im Weltkrieg gefallenen Brüdern 1914 – 1918
zum Gedächtnis die Gemeinde Brüheim
2.WK:
Findling: Unseren Gefallenen des II. Weltkrieges 1939 – 1945
2.WK:
Findling: Unseren Gefallenen des II. Weltkrieges 1939 – 1945
zum ewigen Gedenken
Unseren Toten von 1939 - 1945
Quarantänelager: Zum Gedenken an die Verstorbenen im Quarantänelager Brüheim
Unseren Toten von 1939 - 1945
Quarantänelager: Zum Gedenken an die Verstorbenen im Quarantänelager Brüheim
1946 - 1947
Auf dem Friedhof findet man das Familiengrab (Mäder) und die Grabanlage für die Gestorbenen des Quarantänelagers.
Beitrag von: Katja Kürschner
Foto © 2011 Katja Kürschner
Foto © 2011 Katja Kürschner
(Quelle: http://denkmalprojekt.org/2012/brueheim_lk-gotha_wk1_wk2_thuer.html)
Brüheim, Gräber der von Wangenheims
Ich heiße Brüheim. Meine Vorfahren stammen aus Kleinrudestedt und ich würde gern nachforschen was unser Familienname mit dem Ort Brüheim verbindet. ginko.abk@freenet.de
AntwortenLöschenAus Feldpost habe ich erfahren, dass mein Großvater am 15. Januar 1945 im Pfarrhaus Brüheim untergebracht gewesen sei und von der Pfarrersfamilie Wittenmeier verköstigt wurde. Kann mir jemand etwas für diese Zeit und Situation sagen? Vielen Dank, Christian Fingerle FingerleCH@LDSchurch.org
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